Der Wolf war den Schweizern im 20. Jahrhundert im Grunde nur als Fabelwesen bekannt. Wölfe sind Rudeltiere. Diese Rudel waren lange Zeit ausgerottet und durch zunehmende Besiedelung des Alpenraums sowie Abholzung vertrieben worden. Das Raubtier galt als gefährlich und wurde durch den Mensch stigmatisiert. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts fand dahingehend ein gewisser Wandel statt. Natur- und Tierschutz gewannen gesellschaftlich an Relevanz und so wurde der Wolf mehr und mehr als schützenswert erachtet.
Heute wächst die Population des sagenumwobenen Raubtiers in der Schweiz wieder. Doch so erfreulich das ist, das Zusammenleben von Wolf und Mensch läuft auch hierzulande nicht immer reibungslos. Dabei ist der Wolf seit jeher ein mystisches Wesen, das Groß und Klein fasziniert. Auch in modernem Kontext taucht das Tier immer wieder auf, inzwischen selbst in Videospielen und Automaten wie Wolf Gold, die in schweizer Online-Casinos gespielt werden können.
Zwischen den Jahren 1900 und 1990 war eine Wolfssichtung in der Eidgenossenschaft eine absolute Ausnahme. In den 1940er- und 1970er-Jahren gab es gesicherte Fälle von einzelnen Tieren auf schweizer Gebiet. Allein agierende Wölfe verursachten große Schäden an Schafherden und führten in der Folge jeweils zu einem großen Medienspektakel sowie letztendlich zur gezielten Erlegung durch Wildhüter, die Nutztier und Mensch schützen sollten.
Im Norden des benachbarten Italien vergrößerte sich indes der Wolfsbestand, da das Raubtier seit Beginn der 1970er-Jahre gesetzlich unter Schutz stand. So kam es Mitte der 1990er-Jahre zum Überspringen der Population von italienischem auf schweizer Territorium und der Wolf war plötzlich zurück. Nun musste Schritt für Schritt gelernt werden, mit der neuen Situation von neu eintreffenden Rudeln adäquat umzugehen.
Heute beträgt der Wolfsbestand in der Schweiz schätzungsweise 80 Tiere, die in acht verschiedenen Rudeln leben. Dabei bezieht sich die Verbreitung der Population hauptsächlich auf die Genferseeregion und die Ostschweiz. Im Norden des Landes dagegen gibt es derzeit keine genetischen Nachweise für die Existenz des Tiers. Dokumentiert wird die Verbreitung des Wolfs in der Schweiz etwa vom Verein CHWOLF mit Sitz in Einsiedeln, Schwyz. Seit Anfang des Jahrtausends bildeten sich bundesweit mehrere Initiativen um die Thematik Wolf, welche das gemeinsame Ziel haben, das Leben des Wolfs in der Schweiz zu dokumentieren und zu schützen. Früher wie heute bietet das Raubtier inhaltliches Sprengpotential. Zwischenfälle, die Nutztier und Mensch betreffen, sorgen in regelmässigen Abständen für gesellschaftliche Debatten, welche die lokale und nationale Politik auf den Plan rufen.
Der Wolf als soziales Tier jagt im Rudel und ernährt sich im unbesiedelten Raum von Wild, Kleinsäugern, Vögeln, Reptilien sowie größeren Insekten. Er trägt mitunter zu einer natürlichen Regulierung des Wildbestands bei. Als Raubtier ist der Wolf ein effizienter Jäger und erlegt das, was am leichtesten zu erlegen ist. Im besiedelten Raum der Schweiz fallen dem Wolf deshalb jährlich auch durchschnittlich 200 Schafe zum Opfer. Dies liegt in Fällen daran, dass die Tiere nicht ausreichend geschützt sind, etwa durch speziell ausgebildete Herdenschutzhunde. Deutlich seltener, jedoch deswegen nicht weniger beunruhigend, sind Begegnungen zwischen Wolf und Mensch seit Mitte der 1990er-Jahre, bei denen der von Natur aus scheue Wolf sich offensichtlich an die Nähe zu Siedlungen gewöhnte und sich in Einzelfällen dem Mensch gezielt näherte.
So nachvollziehbar der Wolf als Störfaktor für Viehwirte und Wanderer auch betrachtet werden kann, so offensichtlich hat das Tier gleichzeitig einen großen Rückhalt in der schweizer Bevölkerung. Es gelten gesetzlich hohe Auflagen zur gezielten Entnahme eines Wolfs, welche lediglich durch bestimmte Wildhüter vorgenommen werden darf. 2020 stimmten die Schweizer im Zuge einer Volksabstimmung für die sogenannte Revision des Jagdgesetzes mit “Nein”. Dies bedeutet für das stigmatisierte Raubtier einen gewissen gesetzlichen Schutz hinsichtlich seines Bestands. So existiert etwa keine schweizweite, pauschale Abschussfreigabe und Viehwirte müssen zuerst den zumutbaren Herdenschutz umsetzen, bevor sie auf juristischem Wege die Regulierung eines Wolfproblems beantragen können. Das Thema ist jedoch nicht abgeschlossen und die Debatte läuft nach wie vor. So arbeiten die nationalrätliche Umweltkommission, diverse Vereine sowie viehwirtschaftliche Interessensgruppen der Schweiz aktuell an einem Kompromiss.